Größer könnte die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht sein. Trumps Rede zur Lage der Nation war eine Rede aus dem Trump-Land: Sie bestand aus einer Ansammlung von Superlativen, aus Selbstlob-Hudelei und aus historischen Analogien und Vergleichen, die keiner ernsthaften Prüfung standhalten. Sie bestand aus nationalistischem Pathos und chauvinistisch-patriotischen Beschwörungsformeln. Trumps Appelle an die Einheit des Landes zu lesen als Geste der Versöhnung, als integratives Angebot an alle Amerikaner, egal ob reich oder arm, ob schwarz oder weiß – das muss ein Missverständnis sein. Ein ganz anderes Bild der USA Kaum ein Präsident hat es derart konsequent vermocht, den spalterischen Keil immer noch tiefer in die Gesellschaft zu treiben wie dieser 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, wie Donald Trump. Das andere Land, an das diese Rede eigentlich auch hätte gerichtet sein müssen, hat ein ganz anderes gesellschaftliches Selbstverständnis und ein ganz anderes Bild von diesen Vereinigten Staaten, die sich in diesem Jahr unter Donald Trump schon dramatisch verändert haben.
7 days ago - So hat man Trump selten erlebt, meint Martin Ganslmeier. In seiner Rede versuchte er, Gräben zu überbrücken, zu vereinen. Doch wie dauerhaft wird sich diese Seite des Twitter-Präsidenten halten? Übersetzung für state im Englisch-Deutsch-Wörterbuch dict.cc.
Trump hat in seiner Rede zur Lage der Nation noch einmal dokumentiert, wie rückwärtsgewandt sein Gesellschaftsbild ist, wie rückwärtsgewandt seine Wirtschaftsprogrammatik und wie rückwärtsgewandt die Verortung seines Landes in einer Welt im Umbruch und in Unordnung. Das Beispiel Einwanderung. So richtig und wichtig eine Reform des amerikanischen Einwanderungsrechts auch ist, so kurz greifen Donald Trumps Pläne, fast zwei Millionen jungen Einwanderern, die als Kinder illegal ins Land gekommen sind, die Einbürgerung zu ermöglichen - und im Gegenzug auf dieser ebenso symbolbeladenen wie wirkungslosen Mauer an der Grenze Mexikos zu bestehen. Trumps Vorstellung von Einwanderung ist von Ausgrenzung geprägt. Mit seinem Gesellschaftsbild, das auf der antiquierten Vorstellung einer ethnisch homogenen Gemeinschaft beruht, bedient Trump die Klientel der Verfechter einer weißen Vorherrschaft – er tut aber nichts, um gesellschaftlichen Realitäten gerecht zu werden und Gräben zuzuschütten.
Völlige Fehlanzeige Das Beispiel Infrastruktur: So richtig und wichtig es ist, endlich in das marode Verkehrsnetz des Landes zu investieren – wer 1,5 Billionen Dollar in die Hand nimmt, sollte schon weitergehende Vorstellungen von der Gestaltung der mobilen Gesellschaft der Zukunft haben als lediglich den Bau von Eisenbahnbrücken und neuen Straßen: Von Stadtentwicklung, Entwicklung des ländlichen Raumes, von digitalem Gefälle und klugem Einsatz von Zukunftstechnologien war aber bei Trump – wie stets - keine Rede. Schließlich die Außenpolitik: Sie geriet zur völligen Fehlanzeige in Donald Trumps Rede zur Lage der Nation. Über die einschlägigen Schlagworte Nordkorea, Iran, Jerusalem kam der Präsident einmal mehr nicht hinaus: Kein Wort über internationale Zusammenarbeit oder die künftige strategische Ausrichtung der amerikanischen Außenpolitik. Aber Guantanamo will Trump beibehalten. Da war er wieder, der kompromisslose, harte Konfrontations- und Provokationspräsident. Und das scheint der wahre 'amerikanische Moment' zu sein, von dem Trump sprach.
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Nein, diese Rede markierte keinerlei Wandel in der politischen Haltung und Programmatik dieses Präsidenten. Es sei denn, man übersieht angesichts der dieses Mal freundlichen Fassade das Wesentliche. Yaktın beni. Thilo Kößler (Deutschlandradio - Bettina Fürst-Fastré)Thilo Kößler begann nach einem Geschichtsstudium seine Rundfunk-Laufbahn 1978 als Reporter im Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks.
1987 wechselte er als Zeitfunk-Redakteur zum SDR nach Stuttgart und war von 1990 bis 1996 ARD-Hörfunk-Korrespondent für den Nahen Osten am Standort Kairo. Seit 1998 arbeitete er als Redakteur im Deutschlandfunk, zunächst im Zeitfunk, dann als Leiter der Europaredaktion. Ab 2007 war er Leiter der Abteilung 'Hintergrund'. Seit Juni 2016 ist er USA-Korrespondent von Deutschlandradio mit Sitz in Washington.
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Von Thomas J. Januar 2018, 06:55 Uhr Einen Superlativ wird Präsident Trump in der live übertragenen Rede vor beiden Häusern des Kongresses am Dienstag nicht erwähnen: Seine jeden Rekord brechende Unbeliebtheit. Seit die Meinungsforscher von Gallup die Amerikaner 1945 erstmals nach ihrer Zufriedenheit mit der Amtsführung ihres Präsidenten befragten, stieß keiner nach dem ersten Jahr im Weißen Haus auf so viel Ablehnung wie Trump. Mit knapp über 38 Prozent Zustimmung liegt der Populist mehr als zehn Punkte hinter Clinton, der mit etwas mehr als 49 Prozent den bisherigen Negativrekord hält.
Omega 3 fischöl. Experten sagen, dies sei bedeutsam, weil Präsidenten nach ihrer Wahl in der Regel erst einmal eine „Honeymoon“-Periode haben. Das stellte sich bei Trump anders dar. Er startete schon im Negativbereich bei 45 Prozent und verlor kontinuierlich über die Zeit.